Dienstag, 30. Dezember 2014

Philips Senseo ® HD 7810 die Zweite

Da staunt der Hausmann und es wundert sich der Experte, wenn man sich bei so manchen Elektrogeräten dem Standby-Verbrauch widmet.
Mittlerweile hat fast jedes Gerät ein Display, und wenn es erst mal ein Display hat, denkt sich wohl der Hersteller, dann muss es auch die Uhrzeit anzeigen. Nicht die genaue Uhrzeit - dafür bräuchte es 10 ct mehr an Bauteilen - und natürlich auch nicht selbst auf Sommer- und Winterzeit umstellend, aber möglichst hell und möglichst blau leuchtend, damit man es als Feature in der Featurelist gleich unter "ohne Fett" aufführen kann ;-)

Satire beiseite, hin zum Konkreten:


Als ich mich vor einiger Zeit mit dem Innenleben der Philips Senseo ® HD 7810 beschäftigt habe stellte ich fest, dass das Gerät keine primäre Netztrennung hat. Die Netzspannung liegt also immer an und muss zumindest den internen Controller versorgen, damit der erkennen kann, ob die Ein-Taste betätigt wird.
Nun stellte sich mir in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Standby-Verbrauch.
Die Philips Senseo ® HD 7810/60 hat nur eine Anzeige, nämlich der rote Leuchtring um den Haupttaster, der den Betriebszustand anzeigt und im Standby nicht leuchtet. 




Im Datenblatt der Senseo ® HD 7810 wird ein Energieverbrauch im Standby-Modus von 0,26 W angegeben.








Eine kurze Messung mit einem einfachen Energiemessgerät: Also etwa das 26-fache der Herstellerangabe. Oder ist das Messgerät zu ungenau?



Zweite Messung mit dem Multimeter Goerz Metrawatt MA 1H:






Abgelesener Wert: 30,5 mA


Das MA 1H gehört zur Genauigkeitsklasse 2,5. Die Abweichung vom Messwert kann also 2,5% des Messbereichendwertes betragen. Beim 50 mA Bereich kann der reale Wert des Stromes also 1,25 mA größer oder kleiner sein:


I = 29,25 mA ... 31,75 mA


Die im 500 V Messbereich gemessene Spannung betrug 225 V und lag somit zwischen 


U = 212,5 V ... 237,5 V


Daraus ergeben sich für die Standby-Leistung die Werte


P = 6,22 W ... 7,54 W


Das entspricht immerhin noch mindestens dem 23-fachen der Herstellerangabe und einem Jahresenergiebedarf von 


E = 54,5 kWh ... 66,0 kWh


Bei einem Strompreis von 26 ct/kWh sind dies


14,17 € ... 17,16 €


Das Gerät funktionierte bisher ohne Einschränkungen oder Anzeichen eines Fehlers.

Also erst einmal Stecker raus und eine Mail an den Philips Support geschrieben.

Ein großes Lob an Philips Consumer Care. Die Antwort kam bereits nach 70 Minuten und besagte, dass ein Standby-Verbrauch von mehr als 6 Watt definitiv zu viel und dass eine Reparatur notwendig sei.  
Das Gerät wurde vermutlich 2012 in KW33 produziert (4 ersten Stellen der Seriennummer auf dem Typenschild). Leider habe ich keinen Kaufbeleg um festzustellen, ob die Garantiezeit noch nicht abgelaufen ist...

... dafür aber noch eine Menge Ersatzteile ;-)
Tja, das ist nun Gerätedefekt Nr. 14 im Jahr 2014. 


[Edit vom 9.2.2015]
Von gafu erhielt ich den Hinweis, dass es sich bei der gemessenen Leistung um Scheinleistung handeln könnte. Vielen Dank für diesen Hinweis.

Dieser Annahme folgend, müsste sich bei einer Scheinleistung von 7 VA und einer angenommenen Wirkleistung von 0,26 W ein cos φ = 0,037 ergeben.



Mein Messgerät zeigte als Leistungsfaktor 1 an - also Scheinleistung = Wirkleistung. 
Aber es gilt nach wie vor: wer misst, misst Mist. 
Sobald ich einen Trenntrafo auftreiben kann, werde ich das Oszi anklemmen, um einer evtl. Phasenverschiebung auf die Spur zu kommen.  

Sonntag, 21. Dezember 2014

Dezember - Zeit der Jahresrückblicke


Lasse ich das Jahr Revue passieren, so habe ich den Eindruck, dass es mehr von Reparaturen und Gerätedefekten geprägt war, als von Eigenentwicklungen. Sei es aus Unachtsamkeit, geplanter oder natürlich Obsoleszenz, Blitzschlag oder schlicht Neugier - in 2014 haben mich einige Geräte mehr beschäftigt, als ich es erwartet habe.
Das "leider" habe ich an dieser Stelle weggelassen. Auch wenn Reparaturen nicht meine Lieblingsbeschäftigung sind, boten sie doch viele Möglichkeiten für neue Einblicke, Lösungen und Verbesserungen. 
Nebenbei hat sich noch mein Ersatzteillager gefüllt und ebenso die Liste möglicher Blog-Beiträge, sofern die "Defekt-Welle im kommenden Jahr abebbt. 


Dienstag, 16. Dezember 2014

Innenansichten: Mikrowelle Inotec MD 10940

Das Jahr hatte es "gerätedefektmäßig" in sich (und ist noch nicht vorbei). Unter anderen haben binnen kurzer Zeit zwei Mikrowellen ihr Ableben in Anspruch genommen.
Eine davon wird repariert, die andere - ein wirtschaftlicher Totalschaden - kommt hier unter's Messer bzw. vor den Schraubendreher.


Inotec MD 10940
von Medion







Öffnen:  
1. GERÄT VON DER NETZSPANNUNG TRENNEN!
2. Vier Schrauben an der Rückseite entfernen
3. Eine Schraube an der rechten Seite entfernen (von vorne betrachtet)



Auf der Innenseite der Gehäuseabdeckung befindet sich der Schaltplan des Gerätes:



Die Steuerung ist jedoch quasi als Blackbox dargestellt.

Was steckt unter der Haube?



Klar getrennte Komponenten:



Den Innenraum dominierend: das Magnetron - Quelle jener hochfrequenten Strahlung, deren Sinn es ist, uns die Mahlzeiten schneller zu erhitzen, als wir sie verzehren können (umgekehrt ist ungesund).
Damit die Strahlung entstehen kann, benötigt das Magnetron eine Hochspannung von ca. 4000V. Diese wird durch den Hochspannungstransformator in Verbindung mit einer Kaskade aus Hochspannungskondensator und Dioden erzeugt.




Rechterhand ist die Platine der Steuerung zu sehen und die Verkabelung, die zu mehreren Sicherungselementen, wie Türschalter und Temperatursicherungen (105 °C) führt.




Der Hochspannungsteil des Gerätes, dazu zählen auch die beiden Heizstäbe des Grills, wird mit 230V Netzspannung betrieben.



Ein Netzfilter unterdrückt das Einspeisen störender Schwingungen ins Stromnetz.



Zur Niederspannungsversorgung der Steuerung ist ein Transformator auf der Steuerplatine vorhanden.




Das Herzstück der Steuerung ist ein 4-bit SH69P25K Microcontroller, angetrieben von einem 4,1943 MHz Quarz.


Drumherum befinden sich nur noch die Anschlüsse für die externen Komponenten, ein Signalgeber, die Diplaybeschaltung, sowie 3 Relais: 
  • Hauptrelais (Main Relay): schaltet die Netzspannung zu (nur die Steuerung wird ständig mit Spannung versorgt)
  • "Grill-Relais" (Grill Relay)
  • "Hochspannungsrelais" (Power Relay)

Auf der Vorderseite befinden sich das Display, 6 Taster und ein Encoder zur Bedienung des Gerätes.


Last but not least: Auf der Unterseite des Gerätes befindet sich ein Synchronmotor, der den Drehteller antreibt.


Wie eingangs erwähnt erlitt das Gerät einen wirtschaftlichen Totalschaden: das Magnetron funktioniert nicht mehr.
Leider ist es als Ersatzteil kaum oder nur zu Preisen zu finden, die einen Ersatz ausschließen. Schade.